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Das Öffentliche-Güter-„Spiel“ mit „schlechten“ Regeln

Veranschaulichung von Mechanismen

Das Öffentliche-Güter-„Spiel“ mit „schlechten“ Regeln ist genau genommen kein Spiel, sondern eine Veranschaulichung von Mechanismen, die im Umgang mit öffentlichen Gütern auftreten, wenn dieser nicht sinnvoll (mit Blick auf die Zielsetzung ‚Erhaltung dieser Güter‘) geregelt wird.

Die Gemeinschaft muss ihr Gemeingut mit guten Regeln schützen

Sonst profitieren Trittbrettfahrer:innen zunächst

… aber nur solange wie sie von den anderen geduldet werden. (Im realen Leben könnte das Gemeingut die Küche einer Wohngemeinschaft oder ein Gemeinschaftsgarten oder der Fischbestand der Weltmeere oder das globale Klima sein.) Wenn die Geber:innen dann schließlich zu frustriert sind, weil sie vielleicht sogar mehr in den gemeinsamen Topf reingeben als sie rausbekommen, geben sie auch nichts mehr rein. Im gemeinsamen Topf ist am Ende nichts mehr, es gibt also nichts mehr, was sich durch Synergien mehren könnte. Dann hat niemand mehr etwas davon. D.h. jede:r arbeitet wieder allein für sich selbst und dadurch mit weniger oder ohne Gewinn oder vielleicht sogar mit Verlusten.

So lässt sich dies veranschaulichen:

Wir sind vier Teilnehmer:innen, die miteinander spielen, aber untereinander anonym bleiben.
In jeder Runde bekommt jede:r Teilnehmer:in einen Euro zugeteilt.
Diesen Euro kann man entweder für sich behalten oder man kann ihn in den öffentlichen Topf geben.
Alles was in den öffentlichen Topf gegeben wird, verdoppelt sich. Das sind vorerst die einzigen Spielregeln. Mit etwas Phantasie lässt sich ein Mechanismus in der realen Welt denken, der durch diese Spielregel abgebildet wird. Gibt jede:r von uns den Euro in den öffentlichen Topf, zieht jede:r aus der Verdopplung 1 Euro Gewinn.

Das kann nun so weitergehen, Runde für Runde

Das zeigt in diesem Fall: Was für alle am besten ist, ist langfristig auch für jede:n Einzelne:n am besten.
Allerdings sind diese Spielregeln so gestaltet, dass egoistisches Verhalten kurzfristig belohnt wird. 
Denn: Angenommen nur drei Mitspieler:innen geben ihren Euro in den öffentlichen Topf. Dann werden 3 * 2,00 Euro = 6,00 Euro auf 4 Mitspieler:innen aufgeteilt: jede:r erhält 1,50 Euro.
Das sind 50 Cent Gewinn für diejenigen, die 1 Euro in den Topf gegeben haben. Derjenige, der nichts eingezahlt hat, gewinnt jedoch 1,50 Euro. Wenn wir es kurzfristig betrachten, handeln wir rational, wenn wir weniger reingeben als die anderen. Die Versuchung ist groß, dem auch tatsächlich nachzugeben.

Diese Spielregeln erschaffen ein soziales Dilemma, eine Rationalitätenfalle

Das Engagement derjenigen, die bisher ihre Euros in den Topf gegeben haben, nimmt aber in der Regel irgendwann ab, wenn sie von Trittbrettfahrer:innen ausgenutzt werden. Vielleicht geht das bis zu dem Punkt, dass niemand mehr etwas in den öffentlichen Topf gibt. Dann gibt es da auch nichts, das durch Synergien verdoppelt werden könnte. Gebraucht werden also andere oder ergänzende Spielregeln: etwa Anreize, damit es allen leicht fällt, ausreichend viel reinzugeben oder auch Sanktionsmöglichkeiten, die wirksam gegenüber Trittbrettfahrer:innen angewendet werden können.

Kleiner Nachtrag

Es gibt Gemeingüter, in die die Nutzenden etwas reingeben oder etwas aufwänden müssen, um für sich etwas „rausholen“ zu können (bspw. Garten: pflanzen, düngen, gießen). Es gibt auch Gemeingüter, in die möglichst nichts Schädliches reingegeben werden sollte (bspw. Landschaft: kein Müll).

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