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Forumtheater

Sich mit Hilfe von Theater stark machen

Wenn wir mit Benachteiligung oder Unterdrückung oder sogar Schmerz konfrontiert werden, die mit Geld zu tun haben, kann uns das blockieren und unsere Handlungsfähigkeit rauben. Wir schlagen das Forumtheater als Methode vor, weil Menschen damit für sich selbst – individuell – Handlungsalternativen entwickeln und dadurch überhaupt ihre Handlungsfähigkeit stärken können. Das Forumtheater gehört zu den Methoden, die nicht spezifisch auf Geld ausgerichtet sind, sich jedoch aus unserer Sicht grundsätzlich für dieses Thema eignen – solange es um Schwierigkeiten geht, die von anderen einzelnen Menschen verursacht werden.

Mit dieser Methode können wir herausfinden, wie es zur Benachteiligung, Unterdrückung und Verletzung von Menschen bei Geldthemen kommen kann. Das Handeln eines einzelnen Menschen, das jemand anderen verletzt, steht im Vordergrund – und wie man sich künftig davor besser schützen kann. Selbstermächtigung der Menschen in schwierigen Lebenssituationen und das Schaffen gerechterer Gesellschaftsverhältnisse mittels Formen des Theaters war das Anliegen des brasilianischen Theatermachers Augusto Boal (1931-2009), der diese Methode entwickelt hat.

Fotos: Arnold Leo Schenk – TOVISIO.net, Anleitung und Regie im Konvent 2022 des Projektes DialogRaumGeld: Nina Roob

Wie geht Forumtheater?

Ein physisch und/oder psychisch schmerzhaftes Erlebnis, ein Ereignis der Benachteiligung, Unterdrückung bzw. Demütigung wird in eine Spielszene verwandelt und aufgeführt, um Lösungsalternativen für kommende ähnliche Situationen zu entwickeln. Sobald die Spielleitung die Bühne freigibt, können sich einzelne Zuschauende spontan mit alternativen Lösungs- und Handlungsvorschlägen für den dargestellten Konflikt einbringen. Dafür kommen sie auf die Bühne und zeigen, wie sie mit der Situation umgehen würden. Die Schauspieler agieren weiterhin als Mit- oder auch Gegenspieler. Sie fordern die Zuschauenden heraus, sich dem Konflikt zu stellen, nicht aufzugeben, sondern nach immer neuen Handlungsalternativen zu suchen. Wer seinen:ihren Vorschlag einbringt, erfährt die möglichen Wirkungen der jeweils vorgestellten Idee. Neue Ideen tauchen auf und neue Sichtweisen entwickeln sich, so dass schließlich für alle Beteiligten ein ganze Palette neuer Handlungsmöglichkeiten vorliegt.

Und was ist mit den strukturellen Rahmenbedingungen?

Alles individuelle Handeln findet in einem strukturellen Rahmen statt: in einer Familie oder Wohngemeinschaft, einem Unternehmen, Verein oder Netzwerk sowie unter unseren gesamtgesellschaftlichen Bedingungen mit ihren institutionellen und infrastrukturellen Gegegebenheiten. Ausgesprochene und unausgesprochene Vorgaben wie Wertvorstellungen, allgemeine Glaubenssätze und Überzeugungen (wie das „Immer-höher-schneller-weiter“) und natürlich auch Normen und Gesetze spielen eine Rolle. Welche Bedeutung dieser strukturelle Rahmen hat, kann im Austausch nach einem Forum versucht werden aufzuhellen. Wie dieser politisch verändert werden kann, können wir mit der Methode des Legislativen Theaters klären:

Erweiterung durch das Legislative Theater

Im Forumtheater werden Konfliktanteile dargestellt, die zwischen einzelnen Menschen stattfinden. Die organisationalen und/oder gesamtgesellschaftlichen Komponenten bzw. Voraussetzungen des persönlichen Konflikts können mit dem Legislativen Theater behandelt werden: „Eine Weiterentwicklung des Forumtheaters ist das Legislative Theater. Hier bleibt es nicht bei der Erweiterung des Handlungspotenzials Einzelner. Damit das Theater nicht nur Theater bleibt, werden konkrete Vorschläge, die sich an Institutionen, Verwaltung oder Politik richten, gesammelt und in einem spontanen Stimmungsbild festgehalten. Zuvor sollten Entscheidungsträger in die Projekt-Entwicklung einbezogen werden. Sie sollten bereit sein, die Vorschläge aufzunehmen und in weiterführenden Gremien mit der Zielgruppe zu diskutieren. Angeregt durch die szenische Diskussion der Theater-Foren sollen so positive Impulse aufgegriffen und zur Umsetzung gebracht werden.“ (Friderike Wilckens-von Hein zu Möglichen Formen der Erweiterung und politischen Wirksamkeit, 18.07.2011 in bpb). Im österreichischen Bundesland Tirol wurde legislatives Theater bereits tatsächlich bei der Formulierung eines Gesetzes genutzt. Das dürfte auch für Geldthemen gelten.

Erfahrungsbericht

Im Rahmen des Konvents 2022 des Projektes DialogRaumGeld haben einige spielbegeisterte Menschen unter Anleitung der Theaterpädagogin Nina Roob einen kurzen, aber intensiven Blick auf das Potenzial dieser Methode in Bezug auf das Thema Geld werfen können. Ein Erfahrungsbericht dazu kann hier heruntergeladen werden.

Der Steckbrief der Methode findet sich hier.

Holger Kreft

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