Das jetzige Geld wird als „normal“ angesehen
Die wenigsten Spiele geben Auskunft über das Wesen, die Konstruktion und die Verfasstheit des Geldes und das auch nur andeutungsweise. Das ist nicht ganz überraschend, wenn wir bedenken, dass die weitaus meisten Menschen das Geld als ein selbstverständliches Phänomen ansehen, so wie es eben ist. Das gilt unabhängig davon, ob sie viel oder wenig oder gar nichts davon besitzen. So wie es jetzt ist, ist es eben „normal“.
Daher finden sich offenbar auch kaum Spieleentwickler:innen, die sich dieser Frage widmen. Und es dürfte ja auch keine leichte Angelegenheit sein, die Natur des Geldes mit allen relevanten Konstruktionsmerkmalen so zu erschließen und aufzubereiten, dass sie von vielen Menschen spielerisch erfasst werden kann.
Einige Konstruktionsmerkmale unseres jetzigen Geldes
Aus unserer Sicht versuchen daher von den hier aufgeführten Spielen bzw. Methoden nur wenige aktiv diese Merkmale darzustellen. Einige wichtige Aspekte werden abgedeckt:
- Geld beruht auf Vertrauen
- Geld wird bei der Kreditvergabe durch Kreditinstitut und Kreditnehmer:in gemeinsam erschaffen (geschöpft; „Fiat-Geld“)
- Die Zinsen tragen zu sämtlichen Preisen bei
Durch „Es war einmal“ (Improtheater-Märchen) wird ein Grundprinzip des Geldes verdeutlicht: Das Vertrauen ist entscheidend. „Anleihen“ werden vergeben. Die Darstellung gibt die Loslösung von Materialität wieder. Es wird deutlich, dass Vertrauen in das Medium erhalten bleibt und erhalten bleiben muss. Im 1. Schritt wird vermittelt, dass Gold nicht mehr vorhanden sein muss, die Aussicht darauf reicht. Im 2. Schritt wird klar, dass selbst nach dem Tod des Esels das Vertrauen erhalten bleibt. (Foto: Erwin Lorenzen auf Pixelio)
Wir können ja ein Denkexperiment durchführen: Das Entscheidende am Geld ist also das Vertrauen in das Medium, das selbst nur einen minimalen Materialwert (Münzen und Scheine) oder keinen Materialwert mehr (Giralgeld als Anspruch auf Bargeld) besitzt. Warum brauchen wir überhaupt noch das Material? Wenn doch Vertrauen reichen würde? Solche Fragen lassen sich für eine weitere Methode nutzen: „Dialoge über Währungen“. (Diese Methode werden wir noch darstellen.) Dabei können wir uns gemeinsam Gedanken über die verschiedenen Aspekte des Geldes machen.
Monetarium zeigt bestimmte Aspekte der Euro-Konstruktion, die in einer Komplementärwährung anders gelöst werden könnten. Die Tatsache, dass die Schöpfung „aus dem Nichts“ geschieht. Dieser Gedanke schließt an das Improtheater-Märchen an. Hier wird die „harte“ Alternative gezeigt. Foto: Anik_Islam, Pixabay
Das Systemwechselspiel legt den Fokus auf die Anteile der Zinsen und Steuern in den Preisen, was ebenfalls ein Konstruktionsmerkmal des jetzigen Geldes darstellt. Es stellt die „weichere“ Alternative dar. Aus unserer Sicht zeigt von den hier aufgeführten Spielen bzw. Methoden das Systemwechselspiel am stärksten spielerisch einige Hebel auf.
Beide Spiele, Monetarium wie auch das Systemwechselspiel, lassen uns ansatzweise den Unterschied zwischen der derzeitigen Geldsystem und möglichen Alternativen erleben. Offen bleibt in Bezug auf beide Spiele, wie deutlich die problematischen Konstruktionsmerkmale tatsächlich werden. Welche Betroffenheit entsteht bei den Mitspielenden?
Indem das Gradido-Spiel ein ganz anderes Konstruktionsprinzip vermittelt, kann auch das Prinzip unseres derzeitigen Geldes deutlicher werden.
Was jedoch gar nicht oder nicht deutlich abgedeckt wird: Wir haben bisher keine Methoden, keine Arrangements entdeckt, die deutlich machen, dass durch die Kreditschöpfung eine Tendenz zum Bankrott des gesamten Systems entsteht. Denn die Kreditvergabe erschafft neues Geld, die Zinsen werden dabei jedoch nicht miterschaffen. Teilnehmer:innen am Wirtschaftssystem müssen daher bankrott gehen, falls die Wirtschaft nicht ausreichend wächst. Bei Wirtschaftswachstum wird das ausgeglichen, in dem Fall merken wir das nicht. Die Unfairness des Systems sollte durch Methoden klarer herausgestellt werden. Könnte dies noch deutlicher die Aufgabe von Oeconomia sein? (Foto: Holger Kreft)